Tadeln: von der Meute lernen und sich anpassen

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Wenn der Dackel wieder mal Mist baut, muss sein Mensch in der Lage sein, im mitzuteilen, dass es nicht in Ordnung ist. Leben Hunde in der Meute, kann man beobachten, wie sie den einen, der etwas falsches macht im hündischem Sinne, sofort entsprechend bestrafen, sie halten sich da keinesfalls zurück. Das beste ist, sich dem Verhalten von Hunden so gut es geht zu orientieren, damit der kleine Racker Sie versteht. Besonders interessant ist es, sich an der sozialen Erziehung der Welpen durch die Meute zu halten.

(Kommunikation: Bild links - Mäuselchen und die kleine Eva verstehen sich auch ohne Worte)


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Rüde Gismo erzieht fleissig die Welpen. Wenn die ihn wieder mal provozieren - was in der letzten Zeit ihres Aufenthaltes hier, in den 10 letzten Tagen vor dem abgeschlossenem drittem Monat öfters passiert - greift er ein. Dabei beisst er nicht, er schnauzt die nur sehr kräftig an, wie hier zu sehen. Die Welpen werden dabei immer kleiner. Eastwood tut rechts, als wäre er lieber nicht da.

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Die kleine Eden (links) hat den Weg des Chefs gekreuzt, das ist in Hundekreisen auf die Art und Weise strikt verboten. Dafür wird sie ausgiebig und kräftig angemault.



Auch Nanny Eve schnauzt lautstark Welpen an, wenn sie sich daneben benehmen.

Earl Grey knurrt sie an und zeigt die spitzen Beisserchen, dafür bekommt er eine Standpauke. Natürlich spielt die Aufregung der Hündin eine Rolle, die äussert sich auch in dem Gebell. 








Wenn die Standpauke nicht reicht, oder sie direkt eine Stufe höher schalten möchte, klemmt sich die Nanny den “schuldigen” Welpen zwischen die Kiemen und hält ihn fest, bis er sich ergibt.








Was können wir Menschen daraus lernen?

Ein Hund hat ein perfektes Timing und reagiert sofort, ein perfekt sozialisierter Hund straft auf den Punkt und nie bösartig, er setzt sich recht freundlich durch, benutzt jedoch die richtige Tonlage.

Timing ist wichtig! 

Wenn er also das Kissen zerlegt hat und Sie das Massaker erst eine Zeit später entdecken, observieren Sie ihn genau. Guckt er schuldig, können Sie ihm immer noch das zerfetzte Etwas zeigen und ihn anschnauzen, sie merken sofort, ob er das kombiniert oder nicht. Wenn nicht, lassen Sie es dabei und notieren Sie es sich für das nächste Mal. Bei meiner Meute weiss ich sofort, wer was verbrochen hat. Komme ich heim und finde eine zerlegte Tüte vor, brauche ich nur laut zu rufen “wer war das?” und schon kann ich aus den bedröppelten Gesichtern herausfiltern, wer sich schuldig fühlt. Eigentlich ist die Frage rethorisch, weil ich genau weiss, welcher Hund sowas anstellt, die Blicke und gesenkten Häupter bestätigen mein Gefühl nur. Ich belasse es dabei, das einmalige anschnauzen hat mir Luft gemacht (ich bin auch nur ein Mensch), anschliessend gehe ich zum aufräumen über. Dabei halte ich die Augen offen und bemerke, dass der schuldige Hund mit gesenktem Kopf herumschleicht, er weiss genau, dass es nicht in Ordnung war, was er da getan hat. Die anderen gehen zur Tagesordnung über und benehmen sich ganz normal.

Wenn Sie ihn allerdings bei frischer Tat ertappen, z.B. springt er vor Ihnen vom Sofa, was er ja nicht darf, können Sie ihn sofort anschimpfen. So lernt er, dass er es nicht darf. Wenn es Ava passiert - was selten ist - sage ich ihr ihm scharfem aber keinesfalls lautem Ton “Ava, du bist gesprungen! Das darfst du nicht, was soll das?” und klein Ava windet sich am Boden wie ein Würmchen und versteht genau, dass sie einen Fehler gemacht hat. Anschliessend ist alles wieder gut, denn Hunde bestrafen und gehen anschliessend auch zur Tagesordnung über. Wenn Welpen sauber geworden sind, passiert es öfters, dass sie in der Pubertät einen Rückfall haben und kurze Zeit wieder ins Haus machen, statt sich zu melden. Reintunken in die Hinterlassenschaft bringt gar nichts, der Hund versteht den Zusammenhang nicht, anschnauzen zeigt da mehr Wirkung.

Ein oft gesehener Fehler ist, dass ein Halter seinen Dackel ruft und ruft und ruft. Nach zwanzig Minuten kommt dieser endlich an und bekommt dafür einen Haufen Aerger. Was lernt der Hund? Ich komme zu meinem Menschen und werde dafür bestraft. Gut gemacht Mensch!

Machen Sie es wie die Hunde, schnauzen Sie an!

Was wir nie tun wollen, ist körperlich bestrafen, also schlagen. Die Dackel reagieren sehr empfindlich auf schimpfen, wenn er sich demnach daneben benommen hat, können Sie das nutzen und ihn anschnauzen. Dabei muss es nicht laut werden, der Ton macht die Musik. Er wird es sehr gut verstehen und sein verdattertes Gesicht zeigt es sofort. 

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Die kleine Eden möchte ach so gerne die Rose anknabbern, ein scharfes Pfui! reicht aus, sie kennt das Wort noch nicht, aber der Tonfall reicht aus, damit sie versteht, was sie tun soll. Pfui! ist eins der Wörter, welches man öfters bei Welpen benötigt. Bei Pfui! sollen sie das, was sie in der Schnauze oder direkt davor haben, ausspucken oder ignorieren. 

Das zweite Wort wäre ein scharfes Nein! Wenn ich scharf meine, ist das wörtlich. Es darf nichts freundliches in dem Ton sein, das würde der Hund nicht verstehen. Es gibt kein "Nein, vielleicht", sondern nur Nein! wenn er was anstellt, was er sofort abbrechen soll. 

Schwieriger wird es bei aggressivem Verhalten, z.B. weil ein Welpe keine Beisshemmung gelernt hat

Es wurden mir schon mehrfach Welpen vorgestellt, die nicht richtig sozialisiert wurden. Solche Welpen sind zu früh (vor Abschluss des dritten Monats) abgegeben worden, und/oder hatten keinen ausreichenden Umgang mit erwachsenen, gut sozialisierten Hunden der Meute, so dass sie nichts vom korrektem Hundeverhalten und deren sozialen Regeln gelernt haben. Das Ergebnis ist, dass sie hemmungslos in die Menschen reinbeissen (fehlende Beisshemmung). Das kann so mancher anfangs noch ganz süss finden, doch wird nichts getan, wird der Hund das nicht mehr ablegen und dies ist alles andere als lustig, der Mensch muss demnach die fehlende Hundearbeit machen und die Erziehung beenden.

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Hier ist gut zu sehen, wie die kleine Eva die Beisshemmung lernt. Sie möchte gerne zubeissen und knurrt reichnlich, zeigt die spitzen Beisserchen, doch die Nanny knabbert an ihr und zeigt ihr, dass das so nicht geht. Das Knabbern sieht oft gefährlich aus, ist aber ganz sanft. Die grossen knabbern, bis die Welpen sich ergeben.

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Die Welpen beissen sich gegenseitig, sie ziehen dabei keine Samthandschuhe an, so ein Biss in den Lauscher mit kleinen spitzen Zähnchen hinterlässt Spuren. So lernen sie, dass es weh tut, wenn einer zubeisst, auch so wird einem die Beisshemmung beigebracht.






Haben Sie einen Welpen, der richtig zubeisst und damit eine schlechte Sozialisierung zeigt, müssen Sie anstelle der Meute eingreifen. Sie können den Welpen nicht einfach zu anderen Hunden tun, um ihnen den Job zu überlassen. Das funktioniert in meiner Meute, doch ich würde es nirgendwo anders versuchen wollen. Wurden die Hunde falsch sozialisiert - was öfters der Fall ist, weil die Hunde heutzutage nicht lange genug in der Meute bleiben dürfen und zu früh abgegeben werden - oder sind einfach falsch gewickelt, beissen sie den Welpen. Welpenschutz gibt es nur in der eigenen Meute und auch nur für eine gewisse Zeit.

Als wir das erste Mal mit solch einem Welpen konfrontiert wurden, musste ich einiges ausprobieren, bis ich endlich rausbekommen habe, wie ich mit meinem Händen eine Hundeschnauze nachahmen und einsetzen konnte, schliesslich sollte mich die kleine 10 Wochen junge Hündin verstehen. Schliesslich hatte ich es: die Finger der Leithand zusammengeführt, spitz und damit konnte ich die kleine Maus an der Schnauze, der Halsseite oder den Rippen anstupsen, wenn sie versucht hat zu beissen. Das hat sehr gut funktioniert, nach 4 Tagen war Schluss mit der Beisserei und das Hundeteam musste nicht mehr vor der Miniratte flüchten, was sie bis dato sehr couragiert getan haben, mir die Arbeit überlassend. Mittlerweile wurde dies an anderen Welpen auch grösseren Schlags ausgetestet und zeigte sich immer effektiv. Dabei werden die Hunde nur angestupst, genau so wie ein Meutenmitglied rügen würde, es braucht keine Brutalität, es geht um die Körpersprache und das Verständnis des Hundes. Die Methode funktioniert auch meistens, wenn man einen knurrenden Hund daran erinnern möchte, dass sein Verhalten sich nicht gehört. Dabei visiert man den seitlichen Brustkorb hinter der Schulter an und tippt mit den gespitzten Fingern, normalerweise holt ihn das wieder auf den Boden zurück, ein scharfes Nein! dazu kann hilfreich sein.

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Von Unterwerfung und festhalten auf dem Boden halte ich nichts, dadurch lässt sich vom Menschen nichts erreichen. Das machen die erwachsenen Hunde der Meute mit den frechen Welpen auch nur bis zu einem bestimmtem Zeitpunkt, danach lassen sie es. Dabei ist zu sehen, wie sich die kleinen richtig wehren und die grossen sie erst loslassen, wenn die Kurzen klein beigeben. Das kann sehr lange dauern

Der kleine Elwood Blues (rechts) hat es schon kapiert und ergibt sich vorbildlich, während die Nanny so tut, als würde sie ihn inspizieren. In Wirklichkeit wartet sie geduldig, ob er nicht doch noch aufmucken möchte.