Teckel und Erziehung, dabei denken viele Menschen sofort an eine Unmöglichkeit. „Der hört wie ein Dackel“ ist ein bekanntes Sprichwort. Dies mag damit zu tun haben, dass der Teckel für die Jagd gezüchtet wurde und wird. Bei der Arbeit fernab seines Herrchens oder im Bau, muss er seine eigenen Entscheidungen treffen. Die kleveren Kerlchen versuchen auch, den eigenen (Dick-)Kopf zuhause durchzusetzen. Sie verstehen es gekonnt charmant, den Menschen um die Pfote zu wickeln und – soweit er es zulässt – zu entmachten.
Falls Sie darauf reinfallen, haben Sie ziemlich schnell einen Vierbeiner, der entscheidet, wann er Sie spazieren führt (und auch wohin es geht), wann Sie schlafen gehen und wann Sie ihn füttern (gerne auch von Ihrem Teller). Beim schmusen verhält er sich dann nicht anders, springt auf’s Sofa, dann auf Sie und macht es sich in Ihrem Arm gemütlich. Gezielte Pfotentritte und Schnauzenschubser fordern Sie auf zu kraulen und wehe Sie hören auf... ein strafender Blick und der nächste Tritt folgen sofort. Die Spielaufforderung kommt in dieser Reihenfolge: erst einmal stumm anstarren. Bringt das nichts, wird der kleine laut und dem Bellen ist der Kommandoton klar zu entnehmen. Stellen Sie sich stur, kann es schonmal sein, dass der Hund Sie am Hosenbein oder Rockzipfel packt und versucht, Sie vom Sofa zu zerren. Die letzte Stufe ist, wenn der Vierbeiner die Hundeschnauze voll hat und selbst auf’s Sofa springt und Ihnen herzhaft eine Zehe anknabbert… Hört sich heftig an? War es auch, als ich es beobachten konnte.
Einen Teckel als Familienmitglied zu haben bedeutet, ihn zu erziehen. Falls Sie diesen Teil gerne auslassen würden, weil Sie bereits bei den Kindern nach dem Laisser-Faire Prinzip (französisch für "Mach du nur, was du willst") alles zugelassen haben, sollte Ihnen klar sein, was auf Sie zukommt. Nach über 40 Jahren Erfahrung mit Familienteckeln, habe ich nur 2 Möglichkeiten der Erziehung dieser niedlichen, eigenwilligen Gesellen, observieren können:
a) Entweder Sie entscheiden sich für die Chef-Rolle und zeigen es dem kleinen Fellbündel von Anfang an freundlich aber sehr konsequent. Dann dürfte es ganz gut klappen und Ihr Teckel wird ein herrlicher und angenehmer Begleiter, der sich von Ihnen verstanden und beschützt fühlt,
oder b) Sie lassen ihm alles durchgehen, er übernimmt die Führung und sehr schnell haben Sie einen unberechenbaren kleinen Hund an der Leine, der gerne alles selbst entscheidet und eventuell zum Beisser wird (weil er sehr unsicher ist oder meint, sein schwaches Leinenende beschützen zu müssen).
Der erste Schritt ist, dass der Hund eine positive Prägung bekommen hat und nicht zu früh vom Züchter abgegeben wurde. Ich werde anderweitig nochmals darauf zurückkommen (Prägungsphasen), jedoch sollten Sie sich im klaren sein, dass es nicht gut ist, wenn die Welpen mit 8 Wochen abgegeben werden. 12 Wochen alt sollten die Vierbeiner beim Einzug schon sein, die Zeit benötigen Welpen, um "gute Manieren" zu lernen, anders ausgedrückt, um von ihrer Mutter und den anderen Mitgliedern der Meute zu lernen, wie sie sich mit Menschen und gegenüber von Hunden benehmen müssen.
Gute Züchter werden Sie auf die Teckelklubs, denen Sie angehören, ansprechen und Ihnen empfehlen, zu den Treffen zu gehen. Das ist ein guter Rat, denn Sie und Ihr neuer Begleiter können nur davon profitieren. Welpengruppen und Spiele mit ähnlich grossen Hunden sind sehr wichtig für die Entwicklung des Welpen, diese Möglichkeiten erhalten Sie in den Klubs. Hat Ihr Welpe keinen Kontakt mit anderen Hunden und kann nicht frei mit denen spielen, werden Sie später einen ängstlichen Hund haben. Das ist umso wichtiger, wenn Sie den Welpen zu früh, heisst vor der 12ten Woche bekommen haben. Ihm fehlen Erfahrungen, die er nur mit seinesgleichen machen kann. Profis raten wegen der Verletzungsgefahr ab, in Hundeklubs zu gehen, bei denen die Welpengruppen grosse und kleine Rassen mischen. Auch wenn seine 12 Wochen bei uns ihn gut auf Kontakte vorbereitet haben, er muss auch noch mit fremden Hunden üben. Streichen Sie sofort den Ausdruck "der hatWelpenschutz" von Ihrem Sprachschatz, letzteren gibt es nämlich nicht ausserhalb seiner Meute. In dem Moment, wo der Welpe zu Ihnen gezogen ist, gibt es diesen Schutz nicht mehr. Fremdhunde sehen den nervigen Junghund nicht als schützenswert an und können hemmungslos zubeissen.
Es ist sehr wichtig, dass Sie Ihrem haarigem Mitbewohner klar, deutlich aber immer freundlich zeigen, wer das sagen hat und dass er nicht der Chef im Haus ist. Es geht nicht nur darum, sich keine Nervensäge zu (v-)erziehen, sondern darum einen glücklichen, entspannten Teckel an der Seite zu haben. Nur ein Teckel, der weiss, wo sein Platz in der Familie ist, der sein Oberhaupt als Führungspersönlichkeit warnimmt, wird sich sicher und geschützt fühlen und entsprechend freundlich und umgänglich sein. Wenn hingegen der Teckel meint, er sei der Boss, der unbedingt seine Schutzbefohlenen von allen Gefahren bewahren muss, haben Sie sich ganz schnell einen Wadenbeisser erzogen, der im besten Fall alles anschnauzt, was sich bewegt und der Blitzangriffe aus dem Körbchen startet.
Da sich keiner so einen Teckel wünscht, liegt es an Ihnen, den Hund zu erziehen. Sie müssen ihn liebevoll aber doch konsequent zeigen, was er darf und nicht. Dabei werden Ihnen die örtlichen Gruppen vom Deutschen Teckelklub gerne unter die Arme greifen. Dort finden Sie Menschen mit ähnlichen Interessen, Spielkameraden für Ihren felligen Partner und können dieBHP Kursevorbereiten und ablegen (Begleithundeprüfung 1 bis 3). Wichtig ist es, dass Ihr Hund von Anfang an weiss, wer das sagen hat. Dafür werden Sie keinesfalls den Hund körperlich massregeln, es reicht, ihm mit klarer Stimme deutlich Ihre Verärgerung zu zeigen und Regeln aufzustellen, die Bello einen Handlungsrahmen geben. Alle Familienmitglieder müssen involviert sein und mit einer Stimme sprechen, sonst weiss der kleine nicht, wo er dran ist und die Menschen arbeiten gegeneinander. Es mag anfangs etwas mühsam sein, vor allem bei einem ach so niedlichen Welpen, jedoch wird Ihnen das lange Zusammenleben viel Freude bereiten, wenn der Hund weiss, was er darf und was nicht.
Merke:
Hunde brauchen Routine und Regeln, um sich wohlzufühlen. Eine Änderung der Routine bringt den Hund leicht aus dem Konzept. Neue Arbeitszeiten seines Herrchens oder Urlaub an einem Fremden Ort bedeuten eine Umstellung, für die er Zeit benötigt.