Seinen Dackel Tadeln: von der Meute lernen und sich anpassen
So machen es die Hunde in der Meute
Rüde Gismo erzieht fleissig die Welpen.
Wenn sie ihn wieder mal provozieren - was in den 10 letzten Tagen vor ihrem Auszug mit 3 Monaten öfters passiert - greift er ein. Dabei beisst er nicht, er schnauzt die nur sehr eindringlich und böse an. Die Welpen werden dabei immer kleiner, ein herrlicher Anblick..
Bild rechts: Eastwood tut, als würde er jetzt gerne im Boden versinken.
Gismo und Eden von den Argoatjägern
Auch Nanny Eve schnauzt lautstark Welpen an, wenn sie sich daneben benehmen.
Der Mini Earl Grey knurrt sie an und zeigt die spitzen Beisserchen, dafür bekommt er eine Standpauke. Eve baut sich vor ihm auf und keift, was die Kehle hergibt. Natürlich spielt die Aufregung der Hündin eine Rolle, die äussert sich auch in dem Gebell.
Nota: sie versucht ihn nicht zu packen, weil er klar zeigt, dass er angreifen würde, also hält sie Abstand.
(Kommunikation: Bild links - Mäuselchen und die kleine Eva - 6 Wochen - verstehen sich auch ohne Worte). Ganz klar kommuniziert die Grosse: bis hierhin und nicht weiter. Eva ist furchtlos, überlegt aber, ob es sich lohnt, sich mit der grossen Schwester anzulegen.
Gismo und Eastwood von den Argoatjägern
Wenn der Dackel wieder mal Umfug baut, muss sein Mensch in der Lage sein, ihm verständlich mitzuteilen, dass es nicht in Ordnung ist. Leben Hunde in der Meute, kann man beobachten, wie sie einen, der etwas falsches macht im hündischem Sinne, sofort entsprechend bestrafen. Sie halten sich keinesfalls zurück.
Das beste ist, sich an diesem natürlichem Verhalten von Hunden so gut es geht zu orientieren, damit der kleine Racker Sie versteht.
Die kleine Eden (links) hat den Weg des Chefs kurz vor seiner Nase gekreuzt, das ist in Hundekreisen ein sehr grosser Benimmfehler. Dafür wird sie ausgiebig und kräftig angemault. Sie zeigt daraufhin die typische “Würmchenposition” und windet sich am Boden. Die Nachricht ist angekommen.
Nanny Eve und Earl Grey von den Argoatjägern
Wenn die Standpauke nicht reicht, oder sie direkt eine Stufe höher schalten möchte, klemmt sich die Nanny den“schuldigen” Welpen zwischen die Kiemen und hält ihn fest, bis er sich ergibt.
Das kann länger dauern... und wie das Bild gut zeigt, sind die Welpen nicht gerade beindruckt.
Was können wir Menschen daraus lernen?
Ein Hund hat ein perfektes Timing und reagiert sofort. Er straft auf den Punkt und nie bösartig, setzt sich recht freundlich aber sicher durch, benutzt dabei die richtige Tonlage und Körpersprache.
Timing ist wichtig!
Wenn das kleine Monster das Kissen zerlegt hat und Sie das Massaker erst eine Zeit später entdecken, observieren Sie ihn genau. Guckt er schuldig, können Sie ihm noch das zerfetzte Etwas zeigen und ihn anschnauzen, sie merken sofort, ob er das korrekt verbindet oder nicht. Nennen Sie seinen Namen und meckern Sie. Wenn er es sichlicht nicht versteht, lassen Sie es dabei und notieren Sie es sich für das nächste Mal, dann können Sie es sich nämlich sparen.
Bei meiner Meute weiss ich sofort, wer was verbrochen hat. Komme ich heim und finde eine zerlegte Tüte vor, brauche ich nur laut zu rufen “wer war das?” und schon kann ich aus den bedröppelten Gesichtern herausfiltern, wer sich am schuldigsten fühlt. Eigentlich ist die Frage rethorisch, weil ich genau weiss, welcher Hund gerne sowas anstellt, die Blicke und gesenkten Häupter bestätigen es nur. Ich belasse es dabei. Das einmalige anschnauzen hat mir Luft gemacht (ich bin auch nur ein Mensch), anschliessend räume ich kommentarlos auf, Kapitel geschlossen. Dabei halte ich die Augen offen und bemerke, dass der schuldige Hund mit gesenktem Kopf herumschleicht, er weiss genau, dass es nicht in Ordnung war, was er da getan hat. Die anderen gehen zur Tagesordnung über und benehmen sich ganz normal.
Im folgendem Video ist klar zu sehen, wie Meutenchef Gismo die nervige Eve davon abhalten möchte, weiter die kleine Ava zu ärgern. Erst mault er reichlich, dann wird er Hand- ähhhh Schnauzengreiflich. Am Ende bedankt sich die Schokomaus reichlich. Das soziale Leben in der Meute ist sehr ausgeprägt.
Wenn Sie ihn allerdings auf frischer Tat ertappen, z.B. springt er vor Ihnen vom Sofa, was er ja nicht darf, können Sie ihn sofort anschimpfen. So lernt er, was verboten ist. Wenn es Ava passiert - was selten ist - sage ich ihr im scharfem aber keinesfalls lautem Ton“Ava, du bist gesprungen! Das darfst du nicht, was soll das?” und klein Ava windet sich am Boden wie ein Würmchen und versteht genau, dass sie einen Fehler gemacht hat. Anschliessend ist sofort alles wieder gut, denn so funktionieren auch Hunde. Sie bestrafen und dann machen sie einfach weiter.
Auch wenn Welpen seit Monaten sauber sind, passiert es öfters, dass sie in der Pubertät einen Rückfall haben und für eine kurze Zeit wieder ins Haus machen, statt sich zu melden. Reintunken in die Hinterlassenschaft bringt gar nichts, der Hund versteht den Zusammenhang nicht, anschnauzen zeigt da mehr Wirkung. Wie immer sollte kurz der Name des Hundes genannt werden, gefolgt von der Meckerarie. Wenn Sie ihn allerdings zu lange alleine eingesperrt gelassen haben, können Sie sich gerne selbst bestrafen, die Schuld liegt bei Ihnen. Ist er sichtlich krank, bleiben Sie natürlich freundlich und entfernen alles, ohne sauer zu wirken. Auch wenn es eklig ist, reissen Sie sich zusammen, er kann nichts dafür.
Halten Sie die Dackel nicht für dumm, meine Hunde wissen ganz genau, was gemeint ist, wenn ich motze “was habe ich gesagt?”. Dann führen sie nämlich das Kommando aus, welches sie gerade bewusst ignoriert haben, weil ihnen die Lust daran fehlte. Wenn die Chefin meckert und dieser Satz kommt, wird auf einmal gehört und gehorcht.
Ein (auch bei Züchtern und sogar Ausbildern) oft beobachteter Fehler ist, dass ein Halter seinen Dackel ruft und ruft und ruft... Nach zwanzig Minuten kommt dieser endlich an und bekommt dafür einen Haufen Ärger.
Was lernt der Hund? „Ich komme zu meinem Menschen und werde dafür bestraft“. Gut gemacht Mensch!
Machen Sie es wie die Hunde, schnauzen Sie an!
Was wir nie tun wollen, ist körperlich bestrafen, also schlagen. Die Dackel reagieren sehr empfindlich auf schimpfen. Wenn er sich daneben benommen hat, können Sie das nutzen und ihn anschnauzen. Dabei muss es nicht laut werden, der Ton macht die Musik. Er wird es sehr gut verstehen und sein verdattertes Gesicht zeigt es sofort.
Eden von den Argoatjägern
Eden von den Argoatjägern
Die kleine Eden möchte ach so gerne die Rose anknabbern, ein scharfes "Eden! Pfui!" reicht aus, sie kennt das Wort noch nicht, aber der Tonfall reicht, damit sie versteht, was sie tun bzw. lassen soll. Pfui! ist eins der Wörter, welches man öfters bei Welpen benötigt. Bei Pfui! sollen sie das, was sie in der Schnauze oder direkt davor haben, ausspucken oder ignorieren. Wenn die Welpen uns verlassen, kennen sie meist die Bedeutung…
Das zweite Wort wäre ein scharfes Nein! Wenn ich scharf sage, ist das wörtlich gemeint. Es darf nichts freundliches in dem Ton sein, das würde der Hund nicht verstehen. Es gibt kein "Nein, vielleicht", kein“ Nei-ei-einnnnn”sondern nur“ Nein!!!" wenn er was anstellt, was er sofort abbrechen soll. Das muss klingen wie ein Peitschenschlag. Hunde kennen keine Mittelwege, sondern nur klare Aussagen: ich darf oder ich darf nicht, okay oder nein.
Schwieriger wird es bei aggressivem Verhalten, z.B. weil ein Welpe keine Beisshemmung gelernt hat
Es wurden mir schon mehrfach Welpen vorgestellt, die nicht richtig sozialisiert wurden. Solche Welpen sind zu früh (vor Abschluss des dritten Monats) abgegeben worden, und/oder hatten keinen ausreichenden Umgang mit erwachsenen, gut sozialisierten Hunden der Meute, so dass sie nichts vom korrektem Hundeverhalten und deren sozialen Regeln gelernt haben. Das Ergebnis ist, dass sie hemmungslos Menschen beissen (fehlende Beisshemmung). Das kann so mancher anfangs noch ganz süss finden, doch wird nichts getan, wird der Hund das nicht mehr ablegen und dies ist alles andere als lustig. Der Mensch muss hier die mangelnde Erziehung nachholen und die Rolle der Meute übernehmen.
Eva von den Argoatjägern
Eva von den Argoatjägern
Auf diesen Bildern ist gut zu sehen, wie die kleine Eva die Beisshemmung lernt. Sie ist richtig giftig, möchte sich durchsetzen, gerne zubeissen und knurrt reichlich, zeigt die spitzen Beisserchen. Die Nanny knabbert daraufhin an ihr rum und zeigt ihr, dass ihr zickiges Verhalten nicht erwünscht ist. Das Knabbern sieht oft gefährlich aus, ist aber ganz sanft. Die grossen knabbern, bis die Welpen sich ergeben, die machen dabei oft einen riesen Zirkus, als würden sie abgemurkst. Dabei stehen die nicht teilnehmenden Meutenmitglieder daneben und überlegen sichtbar, ob sie sich einmischen sollen. Auch kann man entsetzte Hundemütter sehen, die sich fragen, was sie mit dem Berserker anstellen sollen.
Bild: Diana kneift Bruder Darwin in den Lauscher während Duke von unten zupackt. So lernen Welpen, dass beissen weh tut, indem sie sich gegenseitig knapschen.
Die Welpen beissen sich oft gegenseitig, sie ziehen dabei keine Samthandschuhe an. So ein Biss in den Lauscher mit kleinen spitzen Zähnchen hinterlässt Spuren. So lernen sie, dass es weh tut, wenn einer zubeisst und die Beisshemmung. Wer das in dieser wichtigen Zeit praktiziert, wird später nicht geneigt sein, auf erwachsene Hunde loszugehen.
Seitdem ich züchte konnte ich grundsätzlich immer beobachten, dass diese Beissereien erst im Alter von 11 Wochen vorbei sind und die Beisshemmung dann beherrscht wird. Dann können Sie auch den Welpen problemlos die Finger hinhalten. Erst ab dem Alter spielen die kleinen friedlich zusammen und geniessen es. Wer sie vorher trennt, nimmt ihnen diese wichtige Erfahrung.
Haben Sie einen Welpen, der richtig zubeisst und eine schlechte Sozialisierung zeigt, müssen Sie an Stelle der Meute handeln. Sie können den Welpen nicht einfach zu anderen Hunden lassen, damit diese den Job machen. Das funktioniert zwar in meiner Meute, doch ich würde es nirgendwo anders versuchen wollen. Wurde der erwachsene Hund falsch sozialisiert - was leider öfters der Fall ist - oder ist er einfach falsch gewickelt, beisst er den nervigen Welpen und zwar hemmungslos. Das endet nicht selten bei so kleinen Hunden mit dem Tod.
Merken Sie es sich: Welpenschutz gibt es nur in der eigenen Meute und auch nur für eine gewisse Zeit, dann ist Schluss mit der Narrenfreiheit.
Wir wurden um Hilfe gebeten, um einen solchen schlecht sozialisierten Welpen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Ich musste einiges ausprobieren, bis ich endlich herausbekam, wie ich mit meinem Händen eine Hundeschnauze nachahmen konnte. Die 10 Wochen junge Kaninchen Hündin sollte mich ja auf hündische Weise verstehen. Schliesslich hatte ich es: die Finger der Leithand zu einer Spitze zusammengeführt, damit konnte ich die kleine Maus an der Schnauze, der Halsseite oder den Rippen anstupsen, wenn sie versucht hat zu beissen, sie hatte null Beisshemmung. Das hat sehr gut funktioniert. Nach 4 Tagen Aufenthalt in meiner Meute war endlich Schluss mit dem Dauerkampf und das Hundeteam floh nicht mehr vor der Miniratte, was sie bis dato alle sehr couragiert getan haben, mir die Arbeit überlassend. Mittlerweile wurde diese Art der Kommunikation an anderen Welpen auch grösseren Schlags ausgetestet und zeigte sich immer effektiv. Dabei werden die Hunde nur angestupst, genauso wie ein Meutenmitglied rügen würde, es braucht keine Brutalität, es geht um die Körpersprache und das Verständnis des Hundes.
Wie die erwachsenen Hunde mit Welpen umgehen, ist im Video ersichtlich:
Die Methode funktioniert auch meistens, wenn man einen knurrenden Hund daran erinnern möchte, dass sein Verhalten sich nicht gehört. Dabei visiert man den seitlichen Brustkorb hinter der Schulter an und tippt mit den gespitzten Fingern. Normalerweise holt ihn das wieder auf den Boden zurück, ein scharfes“(Hundename!) Nein!" dazu ist hilfreich.
Keinesfalls sollte man dem knurrendem Hund “Beruhigungsklapser” geben oder gar streicheln und dabei schön freundlich ansprechen “neinnnnn, das darfst du nicht machen”, wie ich es leider immer wieder erlebe. Er versteht nämlich dabei genau folgendes:“ Weiter so, beiss rein, du tust es genau richtig!”. Da braucht sich keiner zu wundern, wenn es eskaliert, das nennt man ein Verständigungsproblem, weil der Mensch nichts an der Hundesprache verstanden hat.
Im übrigen sollten Sie sich merken, dass Hunde eher von starken Persönlichkeiten, die ihnen nicht alles durchgehen lassen, angezogen werden, denn die bieten Schutz. Wer sich von seinem Hund tyrannisieren und herumkommandieren lässt (und das machen Dackel sehr gerne), degradiert sich selbst zum Futterspender und Gassigeher, geliebt werden jedoch andere, die sich das nicht gefallen lassen. Wenn Sie also befürchten, dass Ihr Hund Sie nicht mehr liebt, wenn Sie streng mit ihm sind, werden Sie die Erfahrung machen, dass es genau umgekehrt ist. Hunde bevorzugen Führungspersönlichkeiten.
Am Nacken greifen und schütteln als Bestrafung geht gar nicht!
Das tun Hunde, um eine Beute bzw. einen Feind nieder zu ringen und zu töten. Das ist brutal und hinterlässt psychologische Wunden. Von Unterwerfung und festhalten auf dem Boden halte ich wenig, dadurch lässt sich vom Menschen nichts erreichen. Das machen die erwachsenen Hunde der Meute mit den frechen Welpen auch nur bis zu einem bestimmtem Zeitpunkt, danach lassen sie es. Dabei ist zu sehen, wie sich die kleinen richtig wehren und die grossen sie erst loslassen, wenn die Kurzen klein beigeben. Das kann sehr lange dauern…
Elwood Blues von den Argoatjägern
Der kleine Elwood Blues (rechts) hat es schon kapiert und ergibt sich vorbildlich, während die Nanny so tut, als würde sie ihn inspizieren. In Wirklichkeit wartet sie geduldig, ob er nicht doch noch aufmucken möchte, dann kann sie nämlich wieder zugreifen.