Fallbeispiel 2: eine junge einjährige Hündin (kleiner Standard)
Auch diese Hündin hat einen grossen Vorbiss, dadurch kann sich der Verschluss nicht korrekt entwickeln. Allerdings sind hier die Milchzähne rechtzeitig raus und die Fangzähne sind nicht stark gekippt gewachsen. Wären die unteren an der richtigen Position, hätten sie sich gegenseitig an den richtigen Platz befördert. Rechtsseitig ist es dazu gekommen, dass der obere sich vor den unteren geschoben hat, links stehen sie hintereinander. Man kann auch sehen, dass vorne die Incisivi (Schneidezähne) verschoben sind.
In solchen Fällen ist darauf zu achten, dass der Hund sich nicht in das Zahnfleisch beisst. Ausserdem muss penibel auf die Sauberkeit der Zähne geachtet werden, denn diese werden sich deutlich schneller zusetzen. Hier wurde eine Reinigung durchgeführt (Bild unten links).
Wie kann man so einen Fehlstand verhindern?
Eine Tierärztin mit Dackel nannte mir die eiserne Regel:
Allerspätestens wenn der neue Zahn 2 mm draussen ist und der Milchzahn immer noch fest sitzt, muss dieser schnellstens gezogen werden.
Besser ist, sofort ziehen zu lassen, wenn die endgültigen Zähne kurz vor dem Durchbruch sind und die Milchzähne nicht stark wackeln, denn dann ist eigentlich schon sicher, dass die nicht von selbst ausfallen werden.
Die Schwierigkeiten dabei: rechtzeitig einen Tierarzt finden, der das Problem erkennt und sofort zieht. Das kann sich zum Spiessrutenlauf entwickeln, denn viele Tierärzte weigern sich. Es wäre zu früh und die Zähne könnten noch von selbst ausfallen. Meist ist es dann zu spät, die Zähne sind gekippt und es kommt zum Fehlstand.
Wieso manche Milchzähne so bombenfest sitzen und die endgültigen Zähne nach vorne kippen erklärt sich an den Zähnen auf dem Bild hierneben. Bei Joe sind die Milchzähne kaum bewurzelt, solche Zähne fallen leicht aus, sofern der endgültige Zahn direkt darunter sitzt und sie herausdrückt. Ava war nicht mal die Hälfte so gross wie Joe in dem Alter, doch ihre Milchzähne (Fachwort: Milch Canini) sind genau so gross. Nicht nur diese Tatsache ist erschreckend, hier ist sofort ersichtlich, wo wortwörtlich die Wurzeln des Übels liegen. Oft gleichen die Milchzähne einem Eisberg: 2/3 liegen unter der Oberfläche. Diese Zähne fallen nicht aus, die endgütigen Zähne rutschen über die Wurzeln und kippen nach vorne. Wird wie auf den Bildern oben nicht sofort eingegriffen, passiert folgendes: der wachsende Fangzahn kippt über die Wurzel des Milchzahns nach vorne. Dadurch wird der Spalt der nötig ist, damit der untere Eckzahl sauber nach aussen wachsen kann zu schmal. Das perfekte Scheren-gebiss kann nicht enstehen. Das Ergebnis ist ein sogenannter Canini-Engstand, der Hund beisst sich mit den unteren Eckzähnen in das obere Zahnfleisch.
Wie man das Problem erkennt und rechtzeitig eingreift, zeige ich hierunter am Fall von Darwin. Er hatte noch einen oberen Milchzahn bombenfest sitzen und nachdem ich mir persönlich ein Bild davon gemacht habe, riet ich zum sofortigen ziehen des Zahns. Eigentlich war es dafür schon reichlich spät. Dieser lies sich nur schwer entfernen und hatte eine massive Wurzel, nicht eine kleine Milchzahnwurzel.
Diese Website nutzt Cookies. Lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für Details.
OK